Herausforderungen
1. Orientierung und Relevanz der Studienberatung
Junge Menschen aus Marokko, die an einem Studium an einer Hochschule in Deutschland interessiert sind, scheitern zumeist aufgrund prinzipiell leicht vermeidbarer Fehler bzw. überwindbarer Hürden. Oft sind es nicht vorhandene oder ungenügende Sprachkenntnisse, mangelnde Kenntnis über Studienvoraussetzungen, Hochschulregelungen und akademische Bewertungsprinzipien (Plenumsvorlesung, Übungskurse, Projektarbeiten, etc.).
Über Berufsmöglichkeiten in Abhängigkeit des Studienfaches informiert zu sein und ihre persönliche akademische Laufbahn und berufliche Karriere entsprechend zu planen ist für sie nicht immer einfach. Des Weiteren scheitern sie meist an falschen Vorgehensweisen im Bewerbungsprozess zur Studiumszulassung und oft bereits an ihrer fehlenden Kenntnis der notwendigen Schritte zur Erfüllung aller Zugangsvoraussetzungen (bspw. vollständige Dokumentation aller Unterlagen und Nachweise sowie ggf. Übersetzungen und Anerkennungen). Hürden tauchen oft auch im Einschreibungsprozess auf.
Zwei verschiedene Bildungssysteme: Mehr als 74% der marokkanischen Studierenden an deutschen Hochschulen schließen ihr Bachelor-Studium nicht ab. Die Gründe dafür liegen oftmals in den Unterschieden zwischen dem marokkanischen und deutschen Bildungssystem. Wer sich im Vorfeld nicht ausreichend mit den Differenzen und Hürden des deutschen Bildungssystems sowie den beruflichen Perspektiven eines Studiums auseinandersetzt, droht zu scheitern.
Die Integration: Der Erfolg ausländischer Studenten an deutschen Hochschulen hängt entscheidend von einem wichtigen Faktor ab: akademische und soziale Integration. Konkret bedeutet das: mit den deutschen Kommilitonen in Kontakt zu kommen und sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen und zu integrieren ist die Garantie für ein erfolgreiches Studium.
Daher sollten themenspezifische Orientierung, intensive Studienvorbereitung sowie Karriereplanung bereits in Marokko stattfinden, um die Quote der Studienabbrecher deutlich zu reduzieren und den Studienerfolg zu garantieren.
2. Bewerbungsverfahren
Marokkanische Studienbewerber müssen genau wie deutsche den Bewerbungsprozess der Hochschulen durchlaufen. Da allerdings die Zahl der Studienplätze für internationale Studierende begrenzt ist, ist die Konkurrenz groß. Es gilt daher, sich frühzeitig zu informieren und alle nötigen Formalitäten mit größter Sorgfalt zu erledigen.
Studierende müssen dabei unterschiedliche Zulassungsvoraussetzungen erfüllen. Einzuhaltende Fristen und vorzulegende Dokumente sind von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. Verpasste Fristen und fehlende Dokumente verhindern oft den erfolgreichen Abschluss des Bewerbungsverfahrens.
Es ist daher zwingend erforderlich, dass alle Dokumente, die für Ihre Einschreibung bei der Wunschhochschule, bei "uni assist" und allen für ausländische Studenten zuständigen Ämtern der Hochschulen eingereicht werden müssen, zuvor vollständig und sorgfältig geprüft wurden. Anderenfalls könnte Ihr Antrag abgelehnt werden.
Das gewählte Studienfach ist ebenfalls entscheidend für die Bewilligung Ihres Visums, da sich die Vergabe der Visa vor allem am Bedarf akademischer Fachkräfte orientiert.
3. Anerkennung der Abschlüsse
Bislang wurden keine einheitlichen Bewertungssysteme erarbeitet, die der allgemeinen Anerkennung bzw. Gleichsetzung von Studienabschlüssen, die in Marokko erworben wurden und Diplomen, die von deutschen Hochschulen verliehen wurden, ermöglichen. Mit dem Ziel eine Vergleichsmöglichkeit zwischen den beiden staatlichen Bildungssystemen zu schaffen, stellt die deutsche Zentrale für ausländisches Bildungswesen (ZAB) auf Antrag eine individuelle Zeugnisbewertung aus: den Gleichwertigkeitsbescheid. Die Gleichwertigkeitsbescheide sind gebührenpflichtig (die Kosten belaufen sich auf ca. 200-600€) und werden von dem Bundesland ausgestellt, in dem das Studium angefangen werden soll.
Sind Sie im Besitz eines Vordiploms, eines Licence- oder Master-Abschlusses und können mittels des Gleichwertigkeitsbescheids Ihren Bildungsstand nachvollziehbar vorweisen, stehen Ihre Chancen auf einen reduzierten Studien-/Kursplan (d.h. weniger Module im Vergleich zu Abiturienten) für das Studium in Deutschland recht gut.
Dies wiederum gibt Ihnen die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten, um einen Teil des Finanzierungsbedarfs Ihres Studiums zu decken oder ein Praktikum zu absolvieren, Berufserfahrung zu sammeln und potentielle Arbeitgeber kennenzulernen.
Wichtig zu wissen ist hierbei, dass alle Dokumente, die bei der ZAB eingereicht werden zuvor vollständig und sorgfältig geprüft werden müssen. Anderenfalls könnte Ihr Antrag nicht berücksichtigt werden.
4. Finanzierung
Die Finanzierung Ihres Studiums in Deutschland ist ein wichtiger Part, dem man sich recht- und frühzeitig widmen sollte. Den ersten Punkt in der Kostenrechnung stellen Studiengebühren und Semesterbeitrag dar. Hinzu kommen Wohnkosten, die in Deutschland sehr unterschiedlich hoch ausfallen. Große Industrie- und Universitätsstädte bedeuten meist höhere Kosten als kleinere Universitäten in weniger überlaufenen Orten.
Zu den Kosten für die Unterkunft kommen noch Gebühren für eine Krankenversicherung hinzu, die in Deutschland obligatorisch ist, sowie die allgemeinen Lebenshaltungskosten (Aufwendungen für Lehrbücher, Verpflegung, Kleidung und Freizeitaktivitäten).
Bei den Überlegungen zur Finanzierung sollte auch immer berücksichtigt werden, dass Ihr Aufenthalt in Deutschland mit dem eigentlichen Ziel begründet ist, ein Studium abzuschließen und nicht mit dem, überwiegend zu arbeiten.
5. Der Erhalt des Visums
Die Entscheidungskompetenz über die Vergabe eines Studentenvisums in Deutschland obliegt den Bundesländern. Ihr Antrag auf Aufenthaltsgenehmigung für ein Studium in Deutschland wird von der Ausländerbehörde der Stadt geprüft und bearbeitet, in der Sie Ihr Studium absolvieren möchten. Das bedeutet, dass die Vergabekriterien für diesen Aufenthaltstitel von Bundesland zu Bundesland variieren. Dies wiederum bedeutet auch, dass der Erhalt eines Visums eine Frage der guten Vorbereitung, exakten Planung und korrekten Vorgehensweise ist.
Nichts sollte dabei dem Zufall überlassen werden: Vor der Einreichung des Antrages bei der deutschen Botschaft in Rabat ist es außerordentlich wichtig, optimal vorbereitet zu sein. Konkret bedeutet das, sich im Vorfeld gute Kenntnisse über die Bundesrepublik Deutschland anzueignen, über Politik und Wirtschaft, die Regierung und Einwanderungsgesetze, etc., informiert zu sein. Effektiv erhöht es die Erfolgswahrscheinlichkeit Ihres Antrages.
Gegebenenfalls stoßen Sie auf Schwierigkeiten bei der Antragstellung auf Ihren Aufenthaltstitel (Visum). Beispielsweise muss Ihr Studiengang mit Ihrer Ausbildung bzw. einem vorangegangenen Studium kompatibel sein.
6. Betreuung in Deutschland
Haben Sie ein "Studienvisum" für Deutschland zugesprochen bekommen, dann warten auf Sie einige Herausforderungen: Finden einer geeigneten Unterkunft, Überwinden von behördlichen Hürden, Aufbau eines akademischen und privaten Netzwerkes, Einleben in der Gesellschaft, etc. Eine passende und bezahlbare Wohnung zu finden ist beispielsweise besonders in Universitätsstädten eine große Herausforderung, vor allem für ausländische Studierende mit stark begrenztem Budget.